„Du bist mutig“ hörte ich in letzter Zeit öfter mal. Meist fühle ich mich mit dem, was Andere so als mutig betrachten, gar nicht so mutig. Dies betrifft auch Angelegenheiten, bei denen ich meinen eigenen Mut durchaus erkennen könnte. Es ist wohl ein viel weitergehendes Problem, als ich es bisher erkannt habe.

Und bei Dir so?

Dabei ist es so wichtig zu erkennen, dass Du etwas tust, das mutig ist. Wenn es Dir niemand sagt, ist es umso wichtiger, dass Du es Dir selbst bewusst machst und ihm Raum gibst.

Lies heute davon, woran Du erkennst, dass Du täglich und schon länger ganz schön mutig bist.

Ganz schön Haase

An Ostern war es nur ein Flug in einem kleinen Flieger über die Wasserkuppe. Ich muss gestehen, dass mir meist sehr mulmig wird, wenn ich mich in großer Höhe befinde. Eine Ausnahme gibt: In einem Flugzeug macht mir die Distanz zum Boden mal so gar nichts aus. Ich liebe es, mich erhaben über den bekannten Regionen zu befinden, die kleinen Details zu erkennen und mich darüber zu freuen, dies alles aus der Höhe anschauen zu können.

Da ich noch nie in einem sehr kleinen Fluggerät geflogen bin, ahnte ich schon, dass es dieses Mal anders sein könnte. Es hat sich bewahrheitet.

Bewegt sich so ein Airbus doch sehr schwerfällig und fast langsam in die Luft, und fühlt sich das in der Luft auch danach an, als säße man in einer Sänfte, die – von Ausnahmen mal abgesehen – ab und an sanft schaukelt, ist eine kleine Maschine sehr anfällig für alles, was an Luftströmung zu durchfliegen ist.

Schon der Start in der 4-Sitzer-Maschine war anders. Laut und ein bisschen holprig. In der Luft spürte ich dann jedes Luftloch (dass es keine Luftlöcher gibt, erfuhr ich in dem Zusammenhang auch) im Magen. Es war mir nicht immer sehr angenehm, dem ausgesetzt zu sein, aber ich vertraute dem Piloten.

Ich habe aber nicht eine Minute darüber nachgedacht, dass ich etwas tue, was andere Menschen als mutig bezeichnen würden.

Als ich es nun aber einem Freund erzählte, meinte der dazu „Du bist ganz schön mutig!“.

Oha. Da war es also wieder mal.

Ich dachte nach.

Ich hatte im Grunde genommen vor dem Flug nicht lange überlegt. Bin einfach in den kleinen Flieger gestiegen und habe darauf vertraut, dass alles gut werden würde. Wurde es ja auch.

Im Alltag geht es mir oft ähnlich. Ich mache Dinge einfach, weil mir meine innere Stimme dazu rät oder sie einfach schweigt, was ich als Zustimmung deute. Und mache.

Mutig – Heldin des Alltags

Ich habe dann darüber nachgedacht, wie oft mir schon mitgeteilt wurde, dass ich mutig sei. Das kam immer mal vor und meist bei Gelegenheiten, in denen ich etwas mehr oder weniger Spezielles getan hatte. Und nein, es war nicht wegen eines Bungee-Sprungs, einer Fahrt in einem Rennwagen oder eines ähnlichen Vorhabens gewesen. Es waren eher Ereignisse darunter, die Du Dir nicht einmal in einem Event-Portal buchen kannst.

Worüber allerdings bisher kein Mensch ein Wort verloren hat, ist die Tatsache, dass mein persönlicher Lebensentwurf viel Mut zeigt: Dass ich meinen Lebensunterhalt selbst bestreite, beinhaltet viel Mut.

Ich bin mutig, jeden Tag neu!

Und womöglich geht es Dir auch so.

Ich habe vor sehr langer Zeit entschieden, selbst für meinen Lebensunterhalt zu sorgen und vor langer Zeit, es ausschließlich selbst zu tun. Dass das nicht einfach so passiert, ist mir gar nicht so sonderlich aufgefallen.

Kennst Du, oder? Und das, was Du schon Jahre wie selbstverständlich tust, ist ja irgendwie auch gar nicht der Rede wert. Hatten wir ja schon.

Hat Dir schon einmal irgendjemand zu diesem Dauerzustand gesagt, dass er ihn mutig finde? Mir auch nicht! Muss auch niemand, aber im Vergleich und Zusammenhang mit den oben erwähnten Ereignissen wäre es doch zu erwarten gewesen.

Es ist nämlich sehr mutig, völlig ohne Netz und doppelten Boden sein Leben zu bestreiten. Wenn Du angestellt bist, fühlt sich das vielleicht noch etwas sicherer an. Das kann sich aber schnell als Trugschluss erweisen. Es soll hier ja auch nicht darum gehen, Dir Angst zu machen.

Erkenne Dir an, dass Dir das Lebensmodell, das Du gewählt hast, einiges abfordert – jeden Tag neu. Mut steht da ganz weit vorne! Danach folgt die Zuversicht, dass Du es weiterhin schaffen kannst. Mit eigener Kraft und ohne Absicherung. Sonst würdest Du es nicht tun. Und so fortsetzen. Und nur, weil Du es beherrschst und schon so oft geübt hast, heißt das nicht, dass es nicht mutig wäre.

Du bist eine Heldin des Alltags!

Mutig – Warum Du es nicht so leicht erkennen kannst

Es existiert in vielen Köpfen immer noch die Vorstellung, dass Frau sich einen Mann zu suchen habe, der ihr dann ein gutes Leben ermöglicht. Darunter fällt auch, dass er sie dabei unterstützt, sich den Traum von Familie zu erfüllen. (Kein Aufschrei hier bitte – ich habe die Regeln nicht erfunden!)

Seien wir mal ehrlich: Auf sich alleine gestellt hätten sich viele Frauen nicht getraut, diesen Weg zu gehen. Und Berichte vom Alltag vieler allein Erziehenden geben ihnen ja auch leider recht. Wobei es wunderbare Ausnahmen gibt. Frauen, die es jeden Tag neu schaffen, auch mit Kindern ohne den Mann an ihrer Seite klar zu kommen.

Ich kritisiere nicht den Lebensentwurf, in einer Familie mit der immer noch klassischen oder einer anderen Rollenverteilung leben zu wollen, wünsche mir aber, dass unser Lebensentwurf daneben nicht verblasst.

Wenn Du Dich also gegen das Konstrukt „Mann als Versorger“ entschieden hast, und Du womöglich nicht einmal durch eine Familie abgesichert bist (nur so für den Notfall), heißt das, dass Du Dich dafür entschieden hast, diesen Weg alleine zu gehen. Mag sein, dass dies zunächst einfach so geschehen ist. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, dass Du es nun schon eine ganze Weile so bewältigst.

Das heißt, dass Du tagtäglich immense Leistungen eigenverantwortlich erbringen musst. Du musst dafür sorgen, dass Du satt wirst, eine Wohnung hast, Dich angemessen kleidest und auch dafür, dass es Dir sonst gut geht.

Hat Dich dafür schon einmal jemand gelobt, oder Dir attestiert, dass dieser Weg mutig ist? Alleine aus der Tatsache entstehend, dass Du damit immer alleine bist?

Wahrscheinlich liegt es daran, dass sich kaum jemand vorstellen kann, dass Du diesen Weg für Dich bewusst gewählt hast und keine der Frauen bist, die ja eigentlich nach etwas ganz anderem suchen, aber nun ja keine Wahl haben, als sich um sich zu kümmern. Und selbst, wenn es so wäre: Schmälert das den Mut, der dahinter steckt?

Die Wirkung aber ist: Wenn andere Menschen uns etwas nicht anerkennen, neigen wir dazu, es uns selbst auch nicht anzuerkennen. Mit anderen Worten: Wir kommen erst gar nicht darauf, dass wir da etwas sehr Mutiges tun, weil es uns nie jemand so sagt. Es wirkt so normal und wird nicht als erwähnenswert erachtet.

Im Übrigen kann ich mir vorstellen, dass viele Männer auch nicht mehr darüber nachdenken, dass sie selbst für sich sorgen. Dabei gibt es ganz viele Männer, die gar nicht für sich selbst sorgen und sich versorgen lassen. Aber wenn Männer, die sich selbst versorgen, schon nicht permanent darüber sprechen, dass sie etwas Besonderes tun, tun es Frauen wohl noch weniger. Männer wissen meist, ihre Taten anzuerkennen und darüber zu sprechen. Ist so. Das sich-stolz-auf-die-Brust-Klopfen müssen wir Frauen aber noch so was von lernen!

Aber das heißt ja nicht, dass diese Wahrnehmung so bleiben muss: Denn ab sofort feierst Du Dich bitte dafür, dass Du diesen Weg gewählt hast und damit viele Jahre vorwärts gegangen bist.

Mutig – Es ist Zeit für eine Party

Es soll Menschen geben, die ihren runden Geburtstag feiern. Ja, das kann sehr lustig sein, und ja, es ist auch ein Anlass, wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat. Du darfst auch einfach feiern, weil Dir danach ist.

Aber wenn ich jetzt mal schaue, warum diese Geburtstage gefeiert werden, und alle das auch noch feierns-wert finden, frage ich mich, warum wir nicht etwas ganz anderes feiern.

Dass jemand ein bestimmtes Alter erreicht hat, ist in vielen Fällen erst einmal so geschehen und nicht Teil eines Plans (es gibt Ausnahmen, aber die gibt es ja immer).

Dass Du jeden Tag neu dafür sorgst, dass es Dir gut geht, ist für mich viel eher ein Grund zum Feiern.

Erkenne es Dir an, dass Du richtig mutig durchs Leben gehst! Klopf Dir mal auf die Schulter. Mach mal. Jetzt!

Während es viele Menschen gibt, die sich darauf verlassen (können), dass ein anderer Mensch zumindest finanziell für ihr Wohlergehen sorgt, machst Du das tagtäglich selbst.

JEDEN TAG. SELBST.

Ich finde, das ist eine Party wert. Du kannst sie nun groß feiern oder nur mit Dir. Nur mit Dir würde gut passen, denn Du bist ja diejenige, die es sich verdient hat.

Leg für Dich einen Jahrestag fest, an dem Du Dich genau dafür feierst. Und die Party steht für etwas Schönes, das Du Dir an diesem Tag gönnst. Eine Party kann natürlich dann doch auch eine Party sein. Und den Jahrestag darfst Du auch in einen Monatstag ändern.

Du bist mutig!

Überleg Dir etwas Schönes für Dich. Und dann zelebriere das.

Erzähle mir unbedingt davon, wie Du Dich feierst. Oder auch, warum Du es nicht tust. Ich bin sehr gespannt.

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