Ich bin die unsichtbare Frau! Bist Du auch so eine?

Eine der Frauen, die sich selbst versorgt, ernährt, bekocht, ihren Alltag regelt, arbeiten geht und keine Kinder (und womöglich auch keinen Partner) hat? Hast Du mal bemerkt, wie oft genau in diesem Zusammenhang über uns gesprochen oder geschrieben wird?

Nein? Dann ist ja alles gut! Denn über uns wird nämlich auch kaum ein Wort verloren.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das „neue“ Rollenbild der Frau, die besonderen Herausforderungen, die eine Frau mit Kindern hat… Über all das wird geschrieben und auch mal trefflich gestritten. Es ist vieles nicht in Ordnung, aber das ist es nicht immer nur bei denen, die Kinder und einen Mann und damit eine eigene Familie haben. Oder denen, bei denen der Mann nicht mehr vorhanden ist und sie nun mit Kind alleine für sich zu sorgen haben.

Da gibt es nämlich auch noch uns. Wir, die Frauen mit Beruf und ohne Kind. Du bist auch eine? Dann lass uns heute mal darüber „sprechen“, dass wir uns nicht gefallen lassen müssen, nicht sichtbar zu sein und übersehen zu werden! Lies heute davon, wie Dein Anteil am Sichtbarwerden sein kann.

Ganz schön Haase

Ich war vor einiger Zeit mit einer ehemaligen Kollegin unterwegs. Besagte Kollegin ist eine Frau, die weiß, was sie will und was nicht. Sie war schon immer zielorientiert und hat ihren Weg gemacht. Dabei ist sie sympathisch und bodenständig geblieben. Das mag ich so an ihr.

Wir sind nach einem Arbeitstag schön essen gegangen und haben es uns gutgehen lassen. Sie erzählte vom Female Leadership-Programm ihres Arbeitgebers und davon, dass sie sich in der Runde berufstätiger Mütter und dem Aufgreifen der Probleme dieser Frauen nicht so recht wiederfinden konnte.

„Welche Probleme ich im Berufs-Alltag haben könnte, spielt fast keine Rolle. Es geht hauptsächlich darum, wie Frauen Familie und Beruf geregelt bekommen. Dabei gibt es doch auch bei mir und damit bei uns Aufgaben, die für uns eine Herausforderung darstellen. Die eben anders aussehen als die Probleme der Mütter. Das ist aber überhaupt kein Thema!“

Sie hatte Recht.

Wer kümmert sich eigentlich um unsere Themen?
Und warum müssen wir uns überhaupt diese Fragen stellen?

Die unsichtbare Frau – Ist sie das?

Seit diesem Tag bin ich „unserem“ Thema gegenüber naturgemäß sensibilisiert. Das ist ja oft so, wenn Du über etwas intensiver sprichst: Kaum ist der Blick geöffnet, siehst Du es überall. Aber in dem Fall war es eben anders. Sind wir unsichtbar? Seit diesem Tag halte ich die Augen und Ohren offen, ob sich der Eindruck bestätigen würde. Und das hat er. Ja, wir sind die unsichtbare Frau. Wir sind die, die eben auch irgendwo zu finden sind, als würden wir irgendwo so mitlaufen.

Über uns würde niemand einen Artikel schreiben, weil das, was wir tun, anscheinend normal und natürlich auch ganz einfach ist. Wir haben ja keine Kinder und damit nicht die Aufgabe, Beruf und Familie zu unter einen Hut zu bekommen.

Als wenn es nur darum ginge…

Natürlich wird über Single-Frauen einiges geschrieben. Im Zusammenhang mit dem, was sie von einem Partner erwarten. Oder dem, was sie sonst so tun, wenn sie zu Hause sind. Es finden sich Artikel über die Wohnsituation, das Ausgehverhalten und womöglich noch das Konsumverhalten an verschiedenen Stellen.

Es wird auch immer noch über die sogenannten Karrierefrauen geschrieben. Die, die über Leichen gehen und irgendwie anscheinend kein Privatleben haben. Die Anti-Frau sozusagen. Ich lasse das mal so stehen.

Über uns, die beruflich erfolgreiche Frau ohne Kind, die nicht in das Raster Karrierefrau passt, die Probleme, die wir haben könnten und somit das, wovon meine Kollegin gesprochen hatte: Wo und durch wen werden diese Themen aufgegriffen? Und das Berufliche wäre ja nur ein Teil unseres Alltags, wenn auch für uns ein bedeutender Teil.

Die unsichtbare Frau – Gestern und heute

Wir sind die, die ein Lebensmodell gewählt haben, das vor einigen Jahrzehnten nur denen vergönnt war, die sich mit viel Geld in der Hinterhand erlauben konnten, gegen die Standardversion eines Lebens zu entscheiden, das auch heute noch als normal und erstrebenswert dargestellt wird. Neben den reichen Frauen, die sich für ein solches Leben entschieden haben, gab es noch die Künstlerin, die sicher nicht immer wusste, wie sie das mit ihrem Lebensunterhalt schaffen konnte.

Die meisten Frauen jedoch waren vereinnahmt im Streben nach Partnerschaft und Familie. Das ging oft nicht anders. Ohne dieses Modell blieben sie oft unversorgt, und / oder wurden als alte Jungfern abgetan, die irgendwann versäumt hatten, sich auf dem Markt angemessen zu zeigen, bedauernswerte Geschöpfe.

Heute haben wir ja mehr denn je die Wahl. Könnte man meinen. Ist aber irgendwie auch wieder ganz anders.

Viele Frauen haben sich noch nicht wirklich befreit davon, Ehefrau sein zu wollen, wenn ich damit mal anfange. Weil viele andere Frauen genau dies anstreben. Wenn für eine Frau „der schönste Tag im Leben“ die Hochzeit bleibt, dann hat sie in meinen Augen irgendetwas vom Leben nicht so richtig verstanden.

Es lebe die Romantik! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragst Du mal besser die, die es schon hinter sich haben.

Die unsichtbare Frau – Sorgt unauffällig für sich selbst

Die anderen Frauen und im konkreten Fall die, die selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen, sind entgegen der Erwartungshaltung, die in mir aufkommen könnte, keine Heldinnen des Alltags, sondern die immer noch irgendwie bedauernswerten Menschen, die eben niemanden gefunden haben. Und leider glauben das einige von uns auch immer mal noch selbst.

Hat Dir jemand schon einmal auf die Schulter geklopft, weil Du Dein Leben im Griff hast? Vielleicht Du selbst? Genau das meine ich. Während Mütter eine Stimme haben (das ist gut!), haben wir uns hintenangestellt und glauben, im Vergleich zu den Müttern nichts vorweisen zu können. Oder hast Du schon oft oder überhaupt davon erzählt, was Du so alles zu leisten hast?

Es scheint nämlich, als hätten wir es einfacher im Leben. Denn wir haben in den Augen mancher Menschen ja so keine Verpflichtungen. Wir gehen ja nur arbeiten, können uns daneben die Zeit einteilen und unser Leben leben. Glaubst Du am Ende auch noch selbst, oder?

Wäre ja schön, wenn es so wäre.

Wir lieben (hoffentlich) unseren Beruf, dem wir auch eine Priorität einräumen. Mein Beruf ist mein Kind, mit dem ich mich täglich beschäftige. Ich arbeite, um mich zu ernähren, aber ich liebe es auch zu arbeiten. Wenn ich das Gefühl habe, mit meinem Tun jemandem geholfen zu haben, dann ist das meine Erfüllung. Und ja, mein Kind fordert mich auch nach den sogenannten Arbeitszeiten. Das ist meine Einstellung zu dem, was ich liebe.

Die unsichtbare Frau – Erkenne Deine Leistung

Hut ab vor der Aufgabe und dem Vereinnahmt-Werden als Mutter! Irgendwie habe ich schon früh gespürt, dass das einfach nicht mein Ding ist. Aber deshalb habe ich es nur in dieser Angelegenheit leichter.

Wenn Du nämlich Dein Leben lang dafür sorgen musst, Dir Deinen Lebensunterhalt eigenständig zu verdienen, ist das eine immense Leistung, jeden Tag erneut. Ich bin sehr froh, dass ich es kann und fühle mich damit überwiegend frei (zugegeben, ab und an wäre es eben auch mal schön, nicht darüber nachdenken zu müssen). Für sich zu sorgen ist eine permanente Anstrengung, die es in sich hat.

Frauen, die sich ganz alleine ihren Lebensunterhalt eigenständig verdienen (müssen), sind zuhauf in der Gesellschaft zu finden. Aber gefühlt nehme ich nicht wahr, dass es sie gibt – mich eingeschlossen. Wir leben nicht nur, sondern wir überleben und das auf unsere eigene Art.

Wir sollten uns feiern für das, was wir täglich leisten!

Oft ist unser Weg dem von vielen Männern sehr ähnlich, nur dass wir eben nicht noch für jemanden zusätzlich Geld verdienen (müssen), sondern nur für uns selbst.

Das wiederum scheint manchem ein Anlass zu sein, uns genau das vorzuwerfen. Ist ja auch einfach, denn wir sind nicht die, die der Norm entsprechen, obwohl wir wiederum viele sind – in allen Altersklassen. Da kommt schnell das Wort „Egoismus“ ins Spiel.

Die unsichtbare Frau – Dreh den Spieß um!

Wenn Du wie ich schon immer diejenige warst, die für sich selbst gesorgt hat: Sei verdammt stolz darauf! Es gibt keinen Grund, dass Du Dir einreden lassen musst, dass da irgendwas nicht rund gelaufen ist. Alles, was Du Dir erarbeitet hast, ist ein Grund, Dir mal auf die Schulter zu klopfen. Das darfst Du. Und sollst Du.

Frauen mit Familie sind stolz auf ihre Kinder oder ihren Mann und hoffentlich auf sich, weil sie eben ihren Teil zum Gelingen der Familie beitragen.

Sei Du stolz darauf, dass Du dazu beigetragen hast, so zu werden und so zu leben, wie Du es gerade tust. Du musst Dich nicht verstecken hinter denen, die Mutter geworden sind.

Spüre den Stolz auf das, was Du für Dich erreicht und getan hast. Und jeden Tag neu tust.

Für Dich.

Es war sicher nicht immer schön, und es ist auch sicher immer mal schwer. Darüber dürfen wir sprechen und uns auch damit zeigen. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass wir das leisten, was wir leisten.

Insofern ist es an der Zeit, dass wir aus der unsichtbaren Frau die sichtbare Frau werden lassen.

Uns zu zeigen liegt ja vor allem an uns!

Fang heute damit an!

Schreib mir unbedingt, wie es Dir bisher ergangen ist. Hast Du über das Thema schon nachgedacht? Gibt es etwas, dass Dich in dem Zusammenhang richtig freut oder aufregt?

Pin It on Pinterest

Share This