Hast Du schon einmal etwas getan, das vor Dir viele andere Menschen auch getan haben? Hast Du erst später gemerkt, dass Du gar nicht länger darüber nachgedacht hast, warum Du diese eine Sache überhaupt gemacht hast?
War Deine Antwort dann womöglich, dass Du diese Sache getan hast, weil sie viele andere Menschen auch getan haben und Du einfach mitgelaufen bist?
Willkommen im Club oder: Hüte Dich vor der Norm!
Heute greife ich auf, wo wir gewissen Normen unterworfen werden, warum das gar nicht sein muss, und was Du tun kannst, um zu erkennen, dass Du gerade in eine Schublade gesteckt wirst, in die Du nicht gehörst.
Da war in meinem letzten Artikel doch etwas mit der Küchenschublade. In dieser Schublade befindet sich alles, was aufgrund eines bestimmten Kriteriums hineingesteckt wurde. In der Küche ist das oft „Was gerade so herumlag und schnell weggeräumt werden muss“. Und irgendwie hat das schon auch mit dem Bewusstsein, um was es sich handelt und dem, was AUFGERÄUMT wirklich bedeutet, zu tun. Ja, ich habe auch so eine Schublade – in meinem Fall ist es eine kleine Kiste – und es ist so verdammt bequem, alles dort hinein zu tun, damit es erst einmal aus dem Sinn ist.
Diese Kiste bei mir zu Hause zeigt aber nur eines: Da war jemand zu faul zum Aussortieren oder Aufräumen. Das bedeutet ganz konkret: ICH habe es mir hier einfach gemacht. Das kann übergangsweise für einen Moment helfen. Aber langfristig gesehen sollte ich mir doch etwas mehr Mühe geben, die Gegenstände dort, wo sie hingehören, aufzuräumen oder eben zu entsorgen. Denn diese Gegenstände gehören nicht alle zusammen in EINE Kiste (auch wenn ich ab und an das Chaos liebe, seufz…).
Hüte Dich vor der Norm – Die Sache mit den Normen
Immerhin! Zur Schönheit gibt es keine demokratisch erwirkten Gesetze und Regeln. Und somit auch keine festgeschriebenen Normen. Ich bin froh, dass wir in diesem Zusammenhang noch nicht dorthin gekommen sind, dass wir uns innerhalb einer ISO oder DIN verhalten oder leben müssen, um eine vorgegebene Schönheit zu erlangen und sie zu bewahren. Aber indirekt bewegen wir oft ganz dicht dran an solchen festgeschriebenen Normen, denn „die Gesellschaft“ diktiert uns dann doch so einiges.
Wer ist aber „die Gesellschaft“? Das sind doch auch WIR! Und wir sind doch viele! (Ja, das ist auch eine Art Schublade, aber sie vereint alle, die den Normen trotzen und sie neugestalten mögen). Also sollten wir doch auch in der Lage sein, diese nicht festgeschriebenen Normen zu verändern, sie abzuschaffen oder sie blöd dastehen zu lassen. Wobei die Normen ja nichts dazu können, Normen zu sein. Insofern mag ich sie nun auch nicht ungerecht behandeln.
Findest Du nicht, dass wir etwas verändern können?
Auch ein Teil dieser Gesellschaft sind die Magazine, ob sie nun auf Papier oder im Netz präsentiert werden. Wenn Du heute eine dieser typischen Frauenzeitschriften liest (setze hier den Namen einer Dir bekannten Zeitschrift ein), wirst Du jede Menge Tipps finden, wie Du besser aussehen kannst – ob über die Kleidung oder das Make-Up oder den Sport oder… Das ist auch DIE Gesellschaft. Die Zeitschriften bedienen das, was die Leserinnen sehen mögen. Sonst würden diese die Zeitschriften ja nicht kaufen. Und doch stört viele Frauen, was sie dort gezeigt bekommen. Besonders wenn sie dann feststellen, dass sie nicht umsetzen können, was dort gezeigt wird – vielleicht, weil sie die passende Figur nicht haben, oder nicht diese großen schönen blauen Augen oder lange Haare oder irgendeine andere Äußerlichkeit, die sich (so schnell) nicht verändern lässt.
Aber wir wollen doch hoffentlich gar nicht alle gleich aussehen! Oder doch?
Die dort vorgegebene, mit den Tipps zu erreichende „Schönheit“ behandelt alle Frauen gleich, egal, welches Alter oder Gewicht, welche Körpergröße oder Augenfarbe (ergänze die Liste, wie es Dir gefällt) sie haben. Klingt ja erst einmal gut. Aber sie alle sollen einem Ideal gerecht werden – DAS ist doch wieder die Küchenschublade, in die wir nicht gehören!
Ganz schön Haase
Ich wurde auch mal in eine Schublade gesteckt: Vor einigen Jahren wurde ich mal als „Berufsjugendliche“ betitelt. Der- oder diejenige, die es mir mitgegeben hat (im schönen anonymen Internet mit all seinen Möglichkeiten des Versteckens), meinte es nicht gut mit mir. Die Person wollte mich mit dieser Bezeichnung abstrafen.
Dieses „Berufsjugendliche“ bezog mein Alter im Zusammenhang mit meiner Kleidung, meinem Auftreten und Verhalten und auch das Mich-Zeigen mit ein.
Es war so ein klassisches Internet-Bashing (auch wenn ich das Wort damals nicht kannte). Ich habe mir zum damaligen Zeitpunkt ein paar Gedanken gemacht, aber so richtig verstanden habe ich diese Bezeichnung nicht, denn ich fühlte mich genauso, wie ich mich verhalten habe. Ich habe mich nicht verstellt, sondern war einfach so, wie ich es wollte.
Heute lächele ich über diesen Vorfall.
Denn wer legt fest, wie ich mich in meinem Alter zu fühlen und zu benehmen habe? Und mit wem wurde ich da bitte verglichen? Mit den Menschen meines Alters? Oder denen, die jünger waren? Und wer war da nun die Norm? Aber es gab eine, der ich anscheinend nicht entsprach.
Wieso machen wir uns Gedanken darüber, wer „kompetent“ etwas dazu sagen könnte, wie wir uns bitte zu fühlen und zu verhalten hätten? Ich gebe zu, dass ich da auch immer wieder mal in den Gedankenstrom komme, mich selbst zu hinterfragen und, ob ich mit dem, was ich tue und wie ich lebe, in eine Art Norm passe und warum ich dann nicht hineinpasse.
Aber wieso eigentlich?
Magst Du Dich gerne nicht gut fühlen? Nein? Das wundert mich nicht. Geht mir auch so.
Hüte Dich vor der Norm – Die falschen Maßstäbe
Ich mag immer weniger irgendeiner Norm gerecht werden, vor allem keiner, die mir diktiert, wie ich auszusehen oder mich zu geben oder zu leben habe. Es gibt auch keinen Grund dafür. Für mich macht das auch keinen großen Sinn (und Sinnhaftigkeit ist so wichtig!)
Normen geben Sicherheit, sind aber auch langweilig.
Und sie sind sehr bequem. Was für Faulenzerinnen sozusagen.
Denn, wenn Du Dich einer Norm unterwirfst, musst Du erst einmal gar nicht lange überlegen, was Dein eigener Weg ist. Du musst Dich nicht entwickeln, Dich nicht hinterfragen. Du kannst einfach einer vorgegebenen Richtung folgen und Dich anschließen. So schön einfach! (Nein, ist es nicht, denn das geht nicht dauerhaft gut, wenn Du ein ansonsten reflektierter Mensch bist).
Es ist durchaus ok, wenn Du Dich ganz bewusst entscheidest, dass eine Norm für Dich ok ist, und dass Du Dich in ihr wiederfindest mit vielen anderen Frauen. Aber wenn Du Dich da einfach anschließt, ohne weiter nachgedacht zu haben, wenn Du mit dem Strom schwimmst, weil das ja so schön einfach ist, dann lasse ich das als bewusste Entscheidung nicht zu. Das ist dann wieder die Küchenschublade. Und nein, das hat auch wieder nichts mit einer relativ jungen Lebensentscheidung und dem damit verbundenen Selbstbewusstsein zu tun – und nichts mit innerer Schönheit.
Das war jetzt einfach. Im Tun ist es das aber nicht. Das weiß ich.
Also: Stell Dir wenigstens die Frage, ob die Norm auch DEINE Einstellung widerspiegelt und ob sie Dir wirklich guttut. Oft wird es anders sein. Dann handele bitte auch anders.
Es ist immer gut, bewusst entschieden zu haben. Du wirst sehen, dass Dir jede bewusste Entscheidung sehr gut tut. Und so wird Stück für Stück Dein eigener Weg entstehen. Der ist für Dich dann auch eine Norm, aber eine die einzigartig und auf Dich zugeschnitten ist. Du kannst Dir aus allem das heraussuchen, was Dir am besten steht (das gilt für Kleidung und Make-Up genauso wie für die innere Einstellung).
Also: Hüte Dich vor der Norm – es sei denn, es ist Deine ganz eigene.
Welche Schubladen, die Du gerne – für Dich oder andere Menschen öffnest – hast Du für Dich erkannt? Hast Du versucht, Dich mal auf andere Wege zu begeben? Oder gibt es sonst etwas, das Du mir in einem Kommentar mitteilen möchtest? Dann her damit!
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