Manchmal bin ich gerne vorbereitet. In diesem Fall war ich es. Es war alles eingefädelt, auch wenn mir das Ergebnis nicht so ganz gefallen hat. Ich hatte eine Entscheidung getroffen, und ich wollte es durchziehen. Die Vernunft war stärker als das, was das Herz noch zu geben bereit war oder besser gesagt der Vernunft entgegenzusetzen hatte.
Ich kann ja so vernünftig sein! (Pssst… Dabei bin ich doch auch sehr gerne unvernünftig.)
Täglich treffe ich viele Entscheidungen, die über „Laufe ich rechts oder links herum?“ hinausgehen. In einigen Bereichen habe ich ein gutes Händchen, in anderen lernt die Hand noch, auch in meinem Alter. Frau darf ja auch noch Entwicklungspotenzial haben.
Kommt Dir das gerade alles etwas kryptisch vor? Ist es auch. Wenn es Dir zu viel ist, lies nicht weiter. Wenn Du mehr wissen willst, gib mir bitte etwas von Deiner Zeit und damit die Gelegenheit, konkreter zu werden.
Dieses Mal war ich fest entschlossen, loszulassen. Ich weiß nicht, ob Du von mir weißt, dass ich keine Heldin in Sachen Loslassen bin, wenn es um einmal lieb gewonnene Menschen oder auch Gegenstände geht. Ich kann allerdings, wenn man mich schlecht behandelt, oder ich mich benachteiligt fühle, auch sehr schnell ganz anders. Da ziehe ich dann so mein Ding durch und werde sehr sachlich. Es läuft mein Programm, und das hilft immens, gewisse Nachteile zu vermeiden. Genau damit habe ich auch schon einigen anderen Menschen geholfen. Das kann ich also.
Ganz schön Haase
Die Vorgeschichte zu der aktuellen Situation war die: Vor einigen Jahren – es war im Jahr 2014 – war ich nach einem Arztbesuch ziemlich gefrustet. Dies ist ein eigenes Thema, und ich werde sicher auch darüber noch schreiben. Auf jeden Fall ging es mir nicht so gut mit der Diagnose.
Kurz davor hatte ich erfahren, dass es für eine ganz bestimmte Sportwagenmarke ein Angebot gab. Ich ließ mich beraten und gab mir eine Nacht Bedenkzeit.
Das ist überhaupt immer eine gute Wahl. Die Nacht kann Dir helfen. Gib sie Dir, denn es gibt selten einen Grund, sie nicht in Anspruch zu nehmen.
Entschieden hast Du erst am Ende – Wohlgefühl
Nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, das Angebot anzunehmen, kam ein ganz neuer Lebensabschnitt auf mich zu. Auch dazu schreibe ich irgendwann mehr, weil ich mir in jeglicher Hinsicht so immens viel daraus mitgenommen habe. Ich war verliebt in dieses neue Leben und genoss es mit allem, was dazu gehörte: Neue Kontakte, neue Möglichkeiten, „interessante“ Reaktionen auch von Freunden und ein komplett neues Hobby, das ich zu Recherchezwecken angefangen hatte – ich leb(t)e mein Business. Denn auch fürs Business konnte und wollte ich den Wagen nutzen.
Ich musste auf der einen Seite oft sehr stark sein und habe auf der anderen Seite oft auch viel Spaß, freudige Überraschungen und mehr als Wohlwollen erlebt.
Es kam, wie es kommen musste: Irgendwann wurde das alles ziemlich normal. Wird es immer. Es ist gut so, denn auch hier wäre das Dauer-Verliebtsein nicht gesund. Und dann war klar, dass ich nicht mehr so viel Zeit haben würde für all das, was war. Genauso kam es dann auch. Im letzten Jahr stand mein Gefährt(e) fast nur in der Garage. Gut, es war nicht so ein Super-Sommer wie in diesem Jahr, aber Möglichkeiten hätte es gegeben. Allerdings gab es auch viele Gründe, zu Hause zu bleiben und eben nicht zu fahren.
Entschieden hast Du erst am Ende – Neue Aspekte
Mit Blick auf meinen Kontoauszug musste ich überlegen, ob ich den Wagen unter diesen Umständen weiterfahren wollte. Finanziell wäre eine Verlängerung kein großes Problem gewesen, aber irgendwie muss eine Geldausgabe auch ein bisschen Sinn machen. Ich kann nicht sinnbefreit, und genau da endet das, was mein Herz zu geben bereit ist (siehe oben). Auch geschäftlich.
Damit ich die Sache ein wenig verstärkte, habe ich ab einem gewissen Zeitpunkt Jedem, der es (nicht) wissen wollte, erzählt, dass ich den Wagen zurückgeben werde. Ich weiß dass, wenn ich etwas ausspreche, es ein ganz anderes Gewicht bekommt. Ich wollte es so, da ich mich ja schon eine Weile kenne und nicht zulassen wollte, dass ich mal so einfach einknicke. Die Zeit lief.
Heute war es dann so weit. Es ging ans Abschiednehmen. Und da mir der Wagen auch lieb geworden ist und in der Zeit definitiv von mir eine Seele erhalten hatte, war ich schon am Vortag mehr als traurig. Ich hatte heute schwer mit den Tränen zu kämpfen, als ich losfuhr. Es war alles gerichtet, das Auto zurückzugeben, und ich plante meinen Abend für das „Danach“ – auf meiner Terrasse, mit dem Laptop und dem Schreiben. Schreiben hilft (mir meist).
Entschieden hast Du erst am Ende – Findung oder alles auf Anfang
Und jetzt darfst Du gar nicht raten, was nun kommt, denn schließlich habe ich alles hier im Text so vorbereitet, dass unschwer erkennbar ist, dass es eben ganz anders lief, als ich es geplant hatte.
Zunächst mal zog ich weiter mein Ding durch, aber dann kam dieser Moment, in dem das Abschlussgespräch geführt werden muss. So eine Rückgabe ist ein sehr formeller Akt, und bis dahin lief alles problemlos. Bis genau dahin eben.
Ich sollte auch erwähnen, dass ich mich nicht ausreichend hofiert gefühlt habe. Als Kundin bin ich durchaus anspruchsvoll in bestimmten Zusammenhängen. Normal ist für mich keine Leistung, auch wenn ich diese anerkennen kann. Etwas mehr macht mich glücklich. Immer. Ich ging also nicht mit der positivsten Einstellung in das Gespräch.
Natürlich drückte der Verkäufer seine Verwunderung aus, warum ich den Wagen zurückgeben wollte. Ebenso natürlich hatte ich eine Erklärung für ihn. Und natürlich sprachen wir weiter. Und wiederum natürlich gab es dann plötzlich neue Möglichkeiten, über die ich bisher nicht nachgedacht hatte. Ich kannte ja bisher nur zwei.
Die neue Möglichkeit klang interessant und durchaus auch vernünftig. Es gibt da einen Weg, bei dem ich meine bisherige Kostenbetrachtung außen vorlassen könnte und sogar am Ende noch an anderer Stelle profitieren könnte. Es wäre dämlich gewesen zu entscheiden, nicht eine Nacht darüber nachdenken zu wollen. Ja, da ist sie wieder, diese Nacht.
Entschieden hast Du erst am Ende – Vor der Nacht der Nächte
Nun sitze ich auf meiner Terrasse, wie ich es geplant hatte. Mit Laptop und dem Schreiben. Aber es gibt aktuell noch keinen Abschied zu verarbeiten, sondern darüber nachzudenken, mich wie eine Geschäftsfrau zu verhalten. Dieser eine neue Weg könnte eine Option sein. Die andere ist die, die ich schon kenne. Beides kann unter gewissen Gesichtspunkten vernünftig sein. Es geht mir gut mit dem Nachdenken.
Und was hast Du nun davon, bis hierher gelesen zu haben?
Ich sage es Dir gerne: Egal, wie sicher Du Dir bist, lass zu, auch noch andere Optionen zu überdenken, wenn es Sinn machen könnte. Es gibt sicher Situationen, in denen es auch dann mal irgendwann gut ist. Vielleicht komme ich da morgen gedanklich auch hin, vielleicht auch nicht. Es wäre nur schade, etwas gehen zu lassen, das nicht zumindest diese eine Nacht an Reife erhalten hat.
Ich rate Dir aus vollem Herzen und mit klarem Verstand, offen für andere Möglichkeiten zu sein und Dir einen Moment des Innehaltens zu gönnen. Du musst ganz selten sofort entscheiden, darfst Dir Zeit nehmen und in Dich hinein hören, was sich für Dich am besten anfühlt. Die Nacht der Nächte kann Dir helfen.
Mach das unbedingt – egal, wie weit fortgeschritten Deine Pläne und Aussagen zu der Zeit sind.
Entschieden hast Du erst am Ende – Vor dem Ende
Wäre es nun peinlich, wenn ich in alle Richtungen einen Rückzieher machen würde? Ich habe ja schließlich allen etwas Anderes mitgeteilt… Meine Meinung ist: Nein! Es wäre peinlich, wenn ich es durchziehen würde, einfach, damit es durchgezogen ist. Es ist mir egal, was Andere dazu sagen könnten, wenn ich nun doch…
Dir sollte es auch egal sein, wenn Du in einer vergleichbaren Situation steckst. Denn nur Du kannst mit Deiner Entscheidung zufrieden sein. Wer Dich dabei nicht begleiten möchte, soll es lassen. Auch das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Mich muss nicht Jeder verstehen, und es ist mein Leben.
Für mich nehme ich mir nun meine Zeit für diese besagte Nacht, vielleicht sogar eine Nacht länger. Es drängt mich niemand außer mir. Natürlich kann ich nun nicht wochenlang überlegen, aber das möchte ich auch gar nicht. Nur diese eine Nacht. Oder zwei.
Dann weiß ich mehr. Und damit fahre ich nun fort.
Wie ist Deine Erfahrung mit Entscheidungen, die Du getroffen hast? Hast Du schon einmal neu entschieden? Nimmst Du Dir Zeit für das, was neu zu entscheiden ist? Schreib mir gerne einen Kommentar dazu.