Ganz schön Haase

Ein schöner Moment… Jeder Tag birgt mindestens einen schönen Moment in sich.

Darüber habe ich schon vor Jahren geschrieben. Mir ist es ein Anliegen, wieder für genau diese Momente zu sensibilisieren. Denn sie sind kostbar.

Ich überbrückte Wartezeit an einem Bahnhof, weil mein Zug Verspätung hatte. Die DB Lounge war gut gefüllt. Ein Platz war noch frei, gegenüber einer Frau, deren Erscheinung mich sofort einnahm.

Ihr Alter kann ich schwer einschätzen, aber mehr als 70 Jahre alt dürfte sie gewesen sein. Ihr Gepäck bestand aus ihrer Handtasche, einer Art Aktentasche und einem Koffer. Sie war modisch im Business-Stil gekleidet und biss gerade höchst anmutig in ihr Gebäck.

Ich lächelte ihr zu, einen Gruß andeutend, und wünschte ihr einen guten Appetit. Sie grüßte zurück mit einem Lächeln, das ihre Augen umspielte.

Diese Ausstrahlung! Sie versprühte dermaßen positive Energie und war darin so gar nicht aufdringlich.

Ich war fasziniert und musste mich zurückhalten, sie nicht dauernd anzustarren. Dieses kurze Kennenlernen hatte genügt, dass sie mir ihr Vertrauen schenkte, gleich darauf einen Moment auf ihr Gepäck aufzupassen.

Irgendwie bin ich ganz sicher, dass sie eine von uns war. Eine der Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, beruflich aktiv und auch erfolgreich sind (ganz sicher war sie das immer noch) und mit diesem ganz besonderen Flair umgeben sind – einer Art Aura, wie Du sie trägst, wenn Du weißt, was Du willst und Dein Leben hauptsächlich aus dem besteht, was Dich vorwärtsbringt. Wenn Du irgendwie mit dem Leben fein bist.

Es fühlte sich an, als wären wir Weggefährten, Vertraute fast, ohne Worte haben wir uns verstanden. Ein Blick genügte.

Ihre ehrliche Freundlichkeit in dem wenigen, was sie tat, hat mich eingenommen. Ich war spontan-verliebt. Es passiert mir selten, dass ich sofort von einem Menschen begeistert bin, aber dieses Mal war es genau das.

Vor mir saß ein wunderschöner Mensch, was ich nun nicht auf ihr Aussehen beschränke. In ihrem Inneren war ebenso viel Schönheit wie im Außen zu spüren.

Ich bedaure, dass ich nicht mehr Zeit mit ihr verbringen konnte, denn eine Unterhaltung wäre bestimmt sehr anregend gewesen. So kehrte sie dann an den Platz zurück, zog ihre Jacke an, nahm ihr Gepäck und verabschiedete sich.

Mir blieb nur, den Abschiedsgruß zu erwidern mit den besten Wünschen für eine gute Fahrt.

Diese Begegnung werde ich in meinem Herzen bewahren und mich gerne erinnern.

Hattest Du auch schon Begegnungen, die kurz aber intensiv waren? Was ist Dir in Erinnerung geblieben? Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar.

Pin It on Pinterest

Share This