Kennst Du das? Sport machen… Deine Freundinnen oder die Kolleginnen erzählen Dir bestenfalls nur am Montag, was sie am Wochenende mal wieder so alles an Sport getrieben haben. Schön für sie!

Du sitzt dann da und fragst Dich, was Du nun wieder falsch gemacht hast. Am Freitag bist Du nach Hause gekommen und wolltest erst einmal gar nichts mehr tun. Der Plan war gut, denn da war ja noch das Essen mit lieben Freunden am Abend. Also hast Du Dich umgezogen und bist direkt dorthin gefahren. Der Abend war schön, und er hat Dir gutgetan. Es wurde spät.

Samstag stand dann ausschlafen auf dem Plan.

Danach hast Du Deine Einkäufe erledigt und anschließend noch ein bisschen Deine Wohnung auf Vordermann gebracht. Das Telefonat mit Deiner Mutter hat länger gedauert, und schon war es Nachmittag. Am Abend stand schon der nächste Termin an: Wiederum ein netter Abend mit Bekannten, zu dem Du gerne gegangen bist. Du überlegst, Du hättest auch mal Sport machen können.

Am Sonntag war das Wetter so gruselig, dass es Dir nur nach Buch und Sofa war. Ausspannen war angesagt. Und das war auch mal dran, denn die Woche war arbeitsreich und anstrengend. Die Zeit für Dich hast Du dringend gebraucht. Das Buch war spannend, und später hast Du noch einige Zeit bis zum Abend im Internet gesurft.

Und schon war der Montag gekommen…

Dann fragst Du Dich, und das nicht zum ersten Mal: Wieso schaffst Du es nicht, auch mal ein bisschen Bewegung in Dein Wochenende zu bringen? Deine Kolleginnen scheinen das ja auch geregelt zu bekommen, aber bei Dir will sich da einfach keine Regelmäßigkeit einstellen. Und irgendwie stört Dich das.

Aber Du hast auch so gar keine Lust, Dich immer nur quälen oder aufraffen zu müssen. Schließlich ist das Wochenende und Deine Zeit wertvoll.

Nun…

Zunächst einmal solltest Du Dir überlegen, warum Du Sport machen möchtest. Es könnte da mehrere Möglichkeiten geben, die mir dazu einfallen.

Das Naheliegende ist, dass „man“ eben Sport machen sollte. Diesen Gedanken lasse ich mal so stehen, denn er ist in der Tat nicht außer Acht zu lassen. Ich gehe gleich noch mehr auf diesen Gedanken ein.

Es könnte aber auch sein, dass Du es irgendjemandem beweisen möchtest und zwar irgendjemandem außer Dir selbst (diesem Thema werden wir noch öfter begegnen, und auch dazu gleich mehr).

Oder vielleicht möchtest Du einfach mitreden können.

Auch das ist verständlich und ein Teil unseres Lebens. Wir sind zwar Individuen, aber wir suchen oft nach einer Gruppe, der wir uns anschließen können. Da spielt das sportliche Thema auch rein, denn darüber wird nun einmal oft gesprochen. Und da ist es ja viel angenehmer, mitzureden, wenn Du selbst aktiv warst. Theoretisch könnte ja jeder mitreden.

Vielleicht bist Du auch der Meinung, dass Du Sport machen solltest, weil Du abnehmen möchtest. Auch auf diesen Gedanken werde ich gleich noch eingehen.

Aber fangen wir noch einmal von vorne an.

Sport machen gehört zum Leben – gerade, wenn wir uns sonst nicht so viel bewegen

Diesen Rat wird Dir jeder geben, der einigermaßen bei Verstand ist. Der Mensch ist nicht für den ausschließlichen Müßiggang gemacht. Da schließe ich mich an. Aber…!!!!

Bitte kläre für Dich erst einmal, ob Du Dich tatsächlich nicht so viel bewegst. Viele Menschen tun dies tatsächlich nicht. Aber es gibt auch viele Menschen, die gar nicht erkennen, wie viel Bewegung sie in ihrem Leben integriert haben. Ich möchte Dich nicht davon befreien, den Gedanken zu haben, dass Du Dich mehr bewegen und Sport machen solltest. Aber bitte prüfe doch erst einmal, ob dieser Gedanke zulässig ist. Eines meiner Lieblingsthemen ist, dass die Menschen so individuell sind, dass die landläufig verbreitete Meinung zu diesem oder jenem in ihrer Gesamtheit auch auf den Großteil der Menschen zutrifft. Und doch – wenn man einen einzelnen Menschen und seine Umstände betrachtet, kann das ganz anders aussehen.

Also schau Dir an, wann Du sportlich bist und wie oft.

Dazu gehört eben nicht nur, dass Du Zeit im Fitness-Studio oder beim Joggen im Wald verbringst. Vielleicht läufst Du jeden Tag die Treppe im Büro statt den Aufzug zu nehmen. Oder Du fährst mit dem Fahrrad auf die Arbeit. Oder Du gehst in der Mittagspause eine längere Runde um den Block, statt mit den Anderen in der Kantine zum Essen zu gehen. Ja, es sind diese üblichen Aktivitäten, die Menschen mit Bewegungsarmut geraten werden und die Du vielleicht auch schon beherzigst oder in Deinen Alltag aufgenommen hast. Es gibt so vieles, was wir tun können und auch vieles, was wir oft schon tun, und jede Aktivität zählt.

Sei Dir dann darüber im Klaren, dass Du diese Aktivitäten schon in Dein Leben integriert hast und dass sie genauso zählen, wie die Einheit Joggen oder Schwimmen. Wenn es nicht so ist, und wenn Du feststellen solltest, dass Du tatsächlich kaum Bewegung in Deinem Leben hast, solltest Du darüber nachdenken, wie Du das verändern kannst. Aber beleuchte zunächst noch die anderen Gründe, die womöglich auch eine Rolle spielen bei Deiner Betrachtung, dass Du mehr Sport machen solltest.

Beim Sport kann ich es anderen beweisen

Oha! Wenn das wirklich Deine Einstellung oder der erste Gedanke ist, dann sollten wir reden. Du kannst natürlich so viel Sport machen, wie Du möchtest. Du solltest Dich auch gerne beim Sport anstrengen und Deine Leistung steigern oder Dir Ziele setzen. Aber bitte tue mir und vor allem Dir den Gefallen, dass Du es nicht für Andere, sondern nur für Dich tust. Ein Ziel könnte sein, dass Du beim Laufen schneller wirst, so dass Du eine Strecke in kürzerer Zeit zurücklegen wirst. Setze Dir bitte das Ziel nicht, weil eine andere Frau, die Du kennst, diese Strecke auch in kürzerer Zeit läuft. (Oder noch besser ein Mann. Gleichsetzung hin oder her – im Körperlichen verbietet sie sich.)

Versuche, Dir ein Ziel für DICH zu setzen.

Tue dies aber nur im Vergleich mit einem anderen Ziel, das Du Dir zuvor einmal gesetzt hast – ganz ohne Vergleich zu der anderen Frau. Denn was Du nie wissen und maximal vermuten kannst, ist die Tatsache, dass eine andere Frau vielleicht eine gute Voraussetzung hat, ihre ganz eigenen Ziele zu erreichen. Vielleicht benötigt sie für ihr Ziel weniger Zeit, weil sie grundsätzlich eine gute Läuferin ist. Und vielleicht bist Du dafür eine gute Tänzerin. Dann wäre es fatal, ihre mit Deiner Leistung zu vergleichen. Die Läuferin wiederum hat womöglich überhaupt kein Taktgefühl und kann somit nie eine so gute Tänzerin werden.

Und das ist auch ok so. Jede ist gut in dem, was sie macht. Und sie sollte das immer mit der eigenen Leistung davor vergleichen oder ihre Fortschritte sehen. Also betrachte nur das, was Du tust. Und denke nicht, dass Du es irgendjemand anderem beweisen musst. Du musst es nur Dir selbst beweisen. Und darfst darauf stolz sein. Für Dich. (Und natürlich darfst Du darüber auch sprechen und mit dem guten Gefühl in die Welt gehen).

Sport ist ein Thema in vielen Unterhaltungen

Ja, ist er. Das stimmt. Gerade, weil viele Menschen Sport treiben. Einige auch nicht, aber die schweigen dann oder erzählen entweder schuld- oder selbstbewusst davon, Sportmuffel zu sein. Es ist zugegebenermaßen nicht einfach, dazu zu stehen, dass Du keinen oder wenig Sport treibst. Weil „man“ das ja eben so tut (siehe oben). Und Du willst ja irgendwie zu den Guten gehören. Die Guten sind derzeit die, die Sport treiben. Die Anderen sind die, die nicht stark genug sind oder einfach nur Faulenzer. Du möchtest auch ein Teil einer Gruppe sein, wenn Du mitreden können möchtest. Du willst aber nicht der Teil der Gruppe Faulenzer sein, weil womöglich bist Du die einzige, die sich dort wiederfinden würde (was nicht stimmt, wie Du sicher weißt).

Wenn Dich also der Gedanke umtreibt, dass Du ein Teil der Gruppe werden möchtest, überlege doch mal, warum Du doch bereits ein Teil dieser Gruppe bist. Im Kollegenkreis bist Du die Kollegin, in einer Gruppe von Bekannten Teil einer Clique oder unter Frauen ganz einfach eine Frau in einer Frauengruppe oder… Du musst ja nicht in all diesen Bereichen in gleicher Ausprägung innerhalb dieser Gruppe dazu gehören. Mit anderen Worten: Du kannst doch Kollegin bleiben, ohne dass Du Sport treibst. Du gehörst dann eben nicht zu der Gruppe der sportreibenden Kollegen. Na und? Kollegin bleibst Du. Genauso wie Du Frau in der Frauengruppe oder Teil der Clique bleiben wirst. Es gibt doch so viele Gründe, warum Du eben Teil dieser Gruppe bist.

Sport muss es nicht sein. Witzig ist doch auch, mal gegensätzliche Meinungen zu vertreten. Dann erzähle doch einfach mal, dass Du keinen oder wenig Sport machst und warum das so ist. Vielleicht erfährst Du hier sogar eine Reaktion, mit der Du gar nicht gerechnet hast.

Sport machen heißt abnehmen

Ja, das ist richtig. Zu einem Teil. Denn bleiben wir mal realistisch: Du wirst nicht die Zeit haben, wie ein Leistungssportler zu trainieren und wie ein solcher genauso viele Kalorien zu verbrennen, so dass sich das schnell auf Dein Gewicht auswirken wird, ohne dass Du Deine Ernährung umstellst. Beim Abnehmen und Gewichthalten gilt: 80% Ernährung, 20% Bewegung. Die Anteile an der Wahrheit verteilen sich also sehr ungleichmäßig. Wenn Du also bisher nicht vorhattest, Deine Ernährung zu beleuchten und daran etwas zu ändern, um Dein Gewicht zu reduzieren, versuchst Du es an der Stelle, die Dir viel weniger bringt.

Wenn Dich über den Sport auf die 20% des Anteils an der Gewichtszu- oder Abnahme zu konzentrierst, statt Dich um die 80% zu kümmern, mit denen Du viel effektiver abnehmen oder erst gar nicht zunehmen könntest, vergibst Du jede Menge Chancen.

Das Ganze kannst Du auch zeitlich betrachten

Iss mal ein Croissant. Ich schätze, dass – wenn Du Dir damit Zeit lässt – es in 10 Minuten gegessen hast. In diesen 10 Minuten hast Du also ungefähr 300 Kalorien zu Dir genommen (aber auch nur, wenn Du nicht noch Butter, Marmelade oder Nutella aufs Croissant geschmiert hast…). Um 300 Kalorien zu verbrennen, benötigt eine Frau mit 65 Kilo im Schnitt 30 Minuten, um diese bei einer Geschwindigkeit von 8 km/h beim Joggen wieder zu verbrauchen. Ist schon aberwitzig, oder? (Ganz ehrlich glaube ich auch nicht daran, dass jemand mehr als 5 Minuten benötigt, um ein Croissant zu essen – das Verhältnis ist hier also noch einmal viel mieser – ja, das ist unfair!)

Unbenommen bleibt, dass Sport beim Abnehmen unterstützen und dass er grundsätzlich im Leben wichtig sein kann. Aber wenn es Dir nur darum geht, abzunehmen, und Du eben sonst nicht vorhast, etwas zu verändern, dann wirst Du eine lange Zeit warten müssen, bis sich etwas an Deinem Gewicht verändert (und warum das Gewicht nun auch nicht das richtige Kriterium ist, eine Körperveränderung zu erlangen, erzähle ich Dir in einem meiner späteren Artikel). Sei vernünftig. Bewegung ist gut und wichtig, aber mache sie, weil Du Freude daran hast, und Dich damit wohler fühlst und nicht, um damit abzunehmen.

Finde heraus, wie Du Deine auf Dich zugeschnittenen Sportplan entwickeln kannst.

Wie kannst Du es überhaupt möglich machen, Sport in Deinen Tagesablauf zu integrieren – ohne Stress, aber schon mit etwas Anstrengung?

Dazu erfährst Du im nächsten Artikel mehr.

Erzähle mir bis dahin gerne in einem Kommentar, warum es für Dich wichtig ist, Sport zu machen und ob Du Dich in einem der genannten Gründe wiedergefunden hast.

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