Es ist ja nicht so, als würde ich wenig schreiben. Aber ich habe in der Tat in meinem letzten Artikel einen wichtigen Aspekt außer Acht gelassen. Glücklicherweise gibt es eine aufmerksame Leserin, die mich daran erinnert hat. Danke für den Tipp und die damit verbundene Anregung!

Heute kannst Du hier lesen, warum es gut ist, die richtige Zeit auch bei den Themen zu finden, die nicht sofort erledigt werden müssen oder sollten. Zur rechten Zeit etwas tun heißt nun eben auch, mal den Dingen ihren Lauf zu lassen. Erfahre mehr über die Situationen, in denen wir nicht sofort agieren und uns lieber etwas Zeit lassen sollten. Auch hier spielt die Erfahrung in unserem Alter keine unwesentliche Rolle.

Die andere richtige Zeit – Natürliche Prozesse kennen keine Eile

Stell Dir mal vor, Du würdest heute eine Pflanzenschale kaufen, Blumenerde hineintun und etwas in diese Erde säen. Wenn Du Glück hast, wirst Du innerhalb einer kürzeren Zeit sehen, dass dort etwas wachsen möchte. Da zeigt sich ein Spross, und der wird größer. Mit jedem Tag gibt es durchaus auch beeindruckende Entwicklungen. Aber: Du wirst diesen Prozess des Wachsens nicht so beschleunigen können, dass Du am Morgen den Samen einbuddelst und am Abend etwas ernten kannst.

Das funktioniert einfach nicht. Und das wissen wir auch. So geht es beispielsweisen vielen Landwirten. Wenn diese entscheiden könnten, dass eine Frucht schneller reifen könnte, würden sie es sicher so haben wollen. Damit könnten sie das Risiko einer Missernte durch mögliche Wettereinflüsse immens reduzieren. Aber es gibt eben Grenzen, und so ist Geduld gefragt. (Ich weiß um all die Versuche, über Gen-Manipulationen die Erträge zu steigern…)

Nimm die Schwangerschaft. Ein Mensch braucht 9 Monate, um das zu entwickeln, was ihn umfänglich lebensfähig macht. Fertig ist er mit der Geburt noch lange nicht, aber eine frühzeitige Geburt bedeutet eben auch, dass noch nicht alles so entwickelt ist, wie es sein sollte. Keine Frau würde ohne Not darüber nachdenken, das Kind früher auf die Welt zu bringen, auch wenn die Medizin heute viele Möglichkeiten bietet, die Nachteile einer früheren Geburt in einem gewissen Rahmen aufzufangen.

Oder schau Dir die Heilung einer Verletzung an. Du kannst einiges tun, zur Heilung beizutragen. Aber es dauert so lange, wie es dauern soll. Und wenn Du es richtigmachst, dann belastest Du beispielsweise ein Gelenk, das verletzt wurde, eben nicht schon zu früh, sondern gibst ihm Zeit zu gesunden und baust die Kraft langsam wieder auf.

Es kann so einfach sein!

(Aber das ist es leider nicht immer)

Ganz schön Haase

Es gibt Situationen, in denen mir jemand etwas erzählt, und in denen die- oder derjenige zur gleichen Zeit darum bittet, dass ich diese Information für mich behalten solle. Das ist einerseits natürlich irgendwie prickelnd, Insider zu sein, aber auf der anderen Seite ist es das genau nicht.

Diese Situationen sind durchaus eine Herausforderung. Habe ich nun eh nicht so viel Gelegenheit, über alles intensiv und mit vielen Menschen zu sprechen, gibt es durchaus Themen, bei denen es mir sehr schwerfällt, meinen Mund zu halten. Ich schaffe es dennoch, weil es für mich wichtig ist, verschwiegen sein zu können. Das muss ich im Beruf, und das kann ich auch. Und doch ist es anstrengend, es auszuhalten.

Zum eingeweihten Kreis zu gehören ist eine Ehre, und so kommt es auf keinen Fall in Frage, dieses Vertrauen zu missbrauchen.

Das Aushalten-Können heißt im Ergebnis für mich dann auch, dass das in mich gesetzte Vertrauen gerechtfertigt war.

Die andere richtige Zeit – Warten können

Kennst Du diese Situationen, in denen Du innerlich explodieren könntest, um dann verbal um Dich zu hauen? Ja, kann man machen. Kann man aber auch lassen.

Ich finde es angemessen, einigen Menschen die Stirn zu bieten und das auch direkt dann, wenn das Verhalten desjenigen es bedingt.

Und doch gibt es Momente, in denen Du besser schweigen und den anstehenden Ausbruch in Dir zurückhalten solltest. Das heißt ja nicht, dass Du das dauerhaft tun sollst. Ich rate Dir nur, es ab und an mal zu tun, um in Ruhe überlegen zu können, was die angemessene Reaktion wäre. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass im Nachgang und mit einer Nacht dazwischen oft geniale Ideen kommen, wie das Ganze angegangen werden könnte. Also gib Dir mal Zeit!

Wenn Du Dir Zeit gibst, werden manche Themen auch mit der einen Nacht dazwischen wesentlich unwichtiger. Im Licht des neuen Tages sieht manch ein Ärger, der am Abend noch vorhanden war, ganz anders aus. Er hat nicht mehr ein so starkes Gewicht. Du kannst womöglich die Sache dann einfach auf sich beruhen lassen, weil Du Deine Energie lieber in etwas Anderes investieren möchtest. Das ist so befreiend!

Die andere richtige Zeit – Den Dingen Zeit geben

Warten können ist die eine Sache. Das musst Du echt üben, wenn es nicht Deine Stärke ist. Ich habe Freundinnen, die die letzte Seite eines Buchs lesen müssen, bevor sie die erste Seite gelesen haben. Es gibt Menschen, die möchten vor Weihnachten wissen, was sie geschenkt bekommen. Meine Meinung dazu ist, dass dies einigen Zauber nimmt und somit auch den Genuss. Ich genieße lieber die Vorfreude, freue mich auf die Überraschung und halte auch die Unsicherheit aus, was da nun kommen wird.

Manches braucht aber einfach auch Zeit. Einige Beziehungen sind gut, auch wenn sie am Anfang nicht den Eindruck machen. So manche Entscheidung will wohl überlegt sein (über die Situationen, in denen es sich Menschen unnötig schwermachen, eine Entscheidung zu treffen, werde ich noch schreiben).

Ich rate Dir, zu hinterfragen, ob es besser wäre, sofort zu agieren oder lieber zu warten. Beides kann richtig sein. Es hängt stark davon ab, wie stark Deine innere Stimme ist. Also hängt es stark davon ab, wo Du mit Dir selbst stehst.

Versuche Dir in dem Moment eine ähnliche andere Situation ins Gedächtnis zu rufen. Und auch das, was Du damals getan hast, wann Du es getan hast, und ob es gut war. Auch hier spielt Deine Lebenserfahrung eine Rolle. Vielleicht traust Du Dir noch nicht wirklich. Aber sammele mal die Momente, die Dir noch einfallen und werde Dir dann bewusst, wann Du was richtiggemacht hast. Ich bin sicher, es gibt viele Momente, in denen das Warten hilfreich war.

Gib Dir Zeit, das alles für Dich herauszufinden. Und gib Dir Zeit, so zu agieren, wie es angemessen und für Dich gut sein wird. Meist läuft Dir nichts weg. Wenn Du in die Vergangenheit schaust, wirst Du das auch so erkennen können. Nutze auch hier wieder Deine Erfahrung. Deine Erfahrung ist im Übrigen auch etwas, das Du Dir über viele Jahre erarbeitet hast. Die wird kein Mensch mal so schnell und einfach haben können. Diese Erfahrungen sind heute Dein Kapital, das Du für Dich einsetzen kannst!

Zur rechten Zeit – und oft ist es die andere richtige Zeit, die es zu erkennen gilt.

Bist Du eher der Typ der spontanen Reaktion oder kannst Du auch mal abwarten? Welche Situationen hast Du erlebt, die Du heute – mit dem Blick auf die Vergangenheit – anderst angehen würdest? Schreib mir gerne einen Kommentar, welche Erfahrungen Du gemacht hast.

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