Wenn Du Dir einen relativ jungen Lebensstil aneignen möchtest, solltest Du unbedingt vermeiden, etwas zu tun, was die jüngeren Menschen tun.
Du solltest also tunlichst besser zu Hause bleiben, am Abend sowieso, Dich auf keiner der modernen Musikveranstaltungen begeben und Dich überhaupt nicht dafür interessieren, was Jüngere so tun und für was sie sich interessieren. Unbedingt!
Wie fühlt sich das an? Ich hoffe, in Dir hat beim Lesen der Sätze alles oder wenigstens einiges laut „Aber doch!“ geschrien. (Wenn nicht, gehe noch einmal auf LOS.)
Erfahre heute, wie es Dir gehen kann, wenn Du Dich auf etwas einlässt, das jüngere Menschen so machen. Achtung, Gefahr: Es könnte sein, dass es Dir gefällt und Du Dich richtig gut danach fühlst!
Ich werde Artikel in dieser Art mit „Jungkopf“ kennzeichnen, denn wenn Du mitmachst, wirst Du einer.
Jungkopf oder zu alt: Worauf beschränkst Du Dich schon?
Ich behaupte mal, dass Menschen, die Kinder haben, etwas näher dran sind an dem, was bei jüngeren Menschen so angesagt ist. Es ist nicht alles nur gut, nur weil sie es als junge Menschen tun. Aber es ist auch nicht vieles schlecht, nur weil sie es als junge Menschen tun.
Wir neigen ja dazu, immer mal den Kopf zu schütteln über die Mode, die Ansichten oder die Vorlieben von Jüngeren. Aber, und das kann ich nur bestätigen: Es wäre auch hier etwas mehr Offenheit auf beiden Seiten gefragt.
Wenn also Eltern mitverfolgen, was ihre Kinder so tun, sind sie damit erst einmal im Vorteil. Der dreht sich aber auch mal schnell ins Gegenteil um, denn – klassischer Generationenkonflikt – es wird ja nicht einfach akzeptiert, was das Kind so tut, sondern es wird oft auch belächelt. Aber warum eigentlich?
Hast Du Dir schon öfter mal gesagt, dass Du zu alt für etwas sein könntest? Ich gebe zu, dass es Unternehmungen geben könnte, die ab einem gewissen Alter in der Tat nicht mehr so recht passen wollen, aber warum beschränken wir uns denn so, bevor wir etwas mal wirklich ausprobiert haben?
Jungkopf oder zu alt: Und was es so alles gibt
Schau Dir erst einmal in Ruhe an, welche Veranstaltungen an einem Wochenende geboten werden. Für meine Stadt gibt es eine Plattform, auf der man viele Veranstaltungen abrufen kann. Die Tageszeitung ist dafür im übrigen nicht so sonderlich geeignet – die Verlage haben hier oft verpasst, die Veranstaltungen der Jüngeren ernstzu- und in ihre Übersichten aufzunehmen. Sei es drum; es gibt ja Alternativen.
Du kannst natürlich auch mit jungen Menschen im Gespräch klären, was sie so unternehmen. Und ja, es gibt dieses Problem, dass weder die Jüngeren noch die Älteren sich am Abend so gerne begegnen, weil sie glauben, dann nicht mehr so frei agieren zu können. Für Eltern und Kinder gilt dies sicher noch mehr. Für alle Anderen: Ist es wirklich so oder nur eine Ausrede, sich etwas nicht zu trauen?
Ganz schön Haase
Ich habe mich am Samstag mal wieder getraut. Wobei ich mir da gar nicht so viele Gedanken mache, weil ich seit vielen Jahren schon – mal mehr, mal weniger oft – auf diese Veranstaltungen gehe und weiß, dass es hier im Grunde genommen kein Generationen-Thema gibt. Gut, Du musst schon wissen, dass Du vom Alter aus betrachtet in der Minderheit bist. Das ist sicher ungewohnt, weil wir sonst ja viele sind und auch gerne unter uns. Unsere Komfortzone!
Ich war auf einer Veranstaltung, die Open Air hier in der Nähe stattgefunden hat. Das Gelände ist wunderbar dafür geeignet: Es gibt einen kleinen See (fürs Ambiente) und außenrum jede Menge Platz in einem Biergarten, der an diesem Tag regulär geschlossen hatte. Ein Club der Stadt lädt zweimal im Jahr zu diesem Event ein. Es wird ausschließlich elektronische Musik gespielt. Tech House. Muss man mögen. Verstehe ich. Ich mag es, also passt es.
Noch heute bin ich beseelt von diesem Tag. Es war der perfekte Zeitrahmen für jemanden, der „damals“ schon um 20 Uhr in der Disco getanzt hat (heute undenkbar): Vom Mittag ab 12 Uhr bis am Abend 22 Uhr (wir sind ja in Deutschland; der in der Nähe liegende Campingplatz fordert seine Rechte) wird Musik gemacht. Die After Show findet dann im Club in der Stadt statt, und diese habe ich mir gespart.
Aber davor war es Vergnügen pur. So erfrischend! Ich habe gewippt, getanzt, gelacht, mich mit den Anderen über die Musik und die gute Stimmung gefreut und mich so was von wohlgefühlt. Ich fühlte mich zu keiner Zeit an diesem Tag ausgegrenzt oder fehl am Platz. Es war die perfekte Veranstaltung für mich.
Von diesem Tag nehme ich mir ganz viel Energie in die nächste Zeit mit!
Jungkopf oder zu alt: Probiere es doch einfach mal aus
Ich weiß, dass wir dieses „Warum eigentlich?“-Gen in den Jahren weiterentwickelt haben. Auch ich bin der Meinung, dass wir nicht alles getan und erlebt haben müssen. Natürlich solltest Du Dir etwas aussuchen, dass Dir auch im Ansatz Freude machen kann. Es geht ja eben nicht darum, dass wir uns etwas beweisen müssen. Aber wir dürfen an gewissen gesellschaftlichen Ereignissen immer noch teilhaben.
Und darunter verstehe ich auch diese Veranstaltungen, die eben eher beim jüngeren Publikum bekannt sind. Frage Dich, was Dich schon länger ein bisschen mehr interessiert, und warum Du bisher nicht daran teilgenommen hast. Überlege, ob Du es nicht einfach mal ausprobieren solltest. Mach es doch einfach mal!
Ganz schön Haase
Da ich schon länger diese Vorliebe für elektronische Musik habe, habe ich in den 90ern mit großem Interesse die Berichte über die Loveparade in Berlin verfolgt. Das hat sich mir eingeprägt. Es war die Musik, die die Generationen verbunden hat. Das tun andere Musikrichtungen auch, aber hier war es für mich das erste Mal so deutlich. Das hat es mir leichtgemacht, mir vorzustellen, das einfach mal mitzumachen (bis heute bereue ich es, dass ich damals den Weg nach Berlin gescheut habe).
Es gibt ganz sicher etwas, von dem Du denkst, dass Du es gerne tun würdest, Dich aber als zu alt dafür betrachtest. Dann mach genau das: Gehe dorthin und schaue, wie es Dir dort ergeht! Eine der vielen Erkenntnisse der letzten Jahre ist: Die jungen Menschen sind oft viel aufgeschlossener, als wir es erwarten würden.
Jungkopf oder zu alt: Etwas Mut gehört dazu
Natürlich wird es eine kleine Überwindung sein. Wenn Du glaubst, dass Du Dich unwohl fühlen könntest, nimm Dir jemanden mit. Auch wenn ich ja eine Verfechterin von „Mach doch alleine“ bin, glaube ich, dass es für das erste Erlebnis hilfreich sein könnte, wenn Du in Begleitung dort aufläufst. Dennoch gilt auch hier: Findest Du niemanden, nimm das bitte nicht zum Anlass, es sein zu lassen, sondern überlege Dir andere Strategien.
Eine davon ist: Du kannst jederzeit wieder aufhören (die kennst Du schon, aber sie gilt eben auch hier). Dazu musst Du allerdings auch eine gewisse Einstellung mitbringen. Wenn Du aufwendig zu einem Event anreisen musst, Dir ein Hotel und vielleicht sogar einen Flug gebucht hast, soll das alles natürlich auch passen und gut werden. Das ist allerdings ein Gedanke, der Dich unter Druck setzen könnte. Vielleicht schaffst Du Dir in dem Fall ein Rahmenprogramm, das Deine Reise auch so zu einem Erfolg werden lässt. Und das eigentliche Event wäre dann das i-Tüpfelchen. Wenn das dann nicht so verläuft, wie Du es Dir gewünscht hättest, wirst Du nicht allzu sehr enttäuscht sein, aber das dann eben wissen.
Trau Dich also, etwas zu tun, das Dir erst einmal schräg vorkommt. Wie gesagt, mache es nicht, um Dich danach feiern zu lassen. Du musst niemandem etwas beweisen. Beweise aber Dir, dass Du in der Lage bist, die gewohnten Pfade zu verlassen und Deine Gedankenwelt zu erweitern. Es soll weiterhin etwas sein, das Du erlebt haben möchtest, aber mit den Gedanken „Das kann ich doch in meinem Alter nicht mehr“ fast schon abgehakt hast. Wichtig: Hab viel Freude dabei! (Und danach feiere Dich selbst.)
Jungkopf zu alt: Komm in die Umsetzung
Ähnlich wie im Falle „Mach doch alleine“ ist ein Teil der Freude die Planung und die Vorfreude auf das, was da wohl kommen möge. Freu Dich in der Tat einfach darauf!
Wenn Du etwas in Deiner Nähe unternehmen möchtest, dann überlege Dir zur Sicherheit ein Alternativprogramm oder etwas, das Dich auffangen kann, wenn Du dann doch der Meinung bist, dass das alles nichts mehr für Dich ist.
Ganz schön Haase
Ich habe gestern meinen Lauftreff sausen lassen, bin an dem Tag aber 12 Kilometer zu Fuß unterwegs gewesen, auch weil ich zum Veranstaltungsort gelaufen bin (Mädels, die Schuhfrage war eine meiner Aufgaben – es musste bequem und doch schick sein). Ich hätte also in jedem Fall meine Sporteinheit gehabt. Zusätzlich hatte ich nun noch ein bisschen Workout durch das Tanzen und jede Menge Freude, richtige Freude, denn Spaß ist mir manchmal zu oberflächlich. Seit Wochen hatte ich diesen Termin im Blick, und nur das Wetter hätte mir einen Strich durch die Rechnung machen können. So war aber alles, wie es sein sollte, und ich zehre sicher noch lange davon.
Das Wetter war nicht zu warm und nicht zu kalt. Die Besucherzahl war übersichtlich; ein paar mehr hätten es noch sein dürfen, aber so waren die Getränkestände und die Toiletten immer gut erreichbar. Die Musik war grandios, bis auf die Tatsache, dass an einer Stelle tatsächlich Oldies gespielt wurden, vor denen ich dann flüchten musste. (Ich habe grundsätzlich nichts gegen Oldies, aber ich wähnte mich auf einer anderen Veranstaltung.)
Ab und an sah man ältere Menschen auf dem Gelände. Sie wollten wohl eigentlich in den Biergarten gehen und durften dann einfach mal schauen, was die jungen Menschen da so tun. Es war so ein bisschen wie im Zoo, aber ich habe auch ältere Bekannte getroffen, und wir haben viel gelacht.
Jungkopf oder zu alt: Bleibe dran
Wenn Du einmal erlebt hast, dass eine solche Unternehmung Dir richtig Freude gebracht hat, willst Du sie noch einmal erleben. Das garantiere ich Dir. Ich selbst gehe nicht jede Woche auf eine ähnliche Veranstaltung. Das wäre mir zu viel des Guten, und ich habe ja auch so viele Interessen, dass ich meine Zeit gut einteilen möchte. Außerdem soll es etwas Besonderes bleiben.
Schau also, dass Du Dir ein solches Erlebnis immer mal einbaust in Deine Vorhaben – wie es für Dich passt. Und wenn es öfter passt, und es sich für Dich richtig anfühlt, dann los mit Dir! Verliere es aber nicht wieder aus den Augen, denn das geht auch leider schnell, wenn Du mal wieder im normalen Trott bist.
Überlege, was Dir dazu einfällt. Wir sind nicht gezwungen, uns immer nur unter Gleichaltrigen aufzuhalten – das gilt in beide Richtungen. Wenn Du Dich mal raus traust, dann wirst Du entdecken, dass die Welt noch viel bunter ist, als Du es bisher wusstest.
Ich wünsche Dir viel Freude beim Entdecken!
Schreib mir gerne einen Kommentar zu dem, was Du bereits unternommen hast oder im Moment planst. Oder kam Dir womöglich eine Idee?
Ich musste echt überlegen, aber mir fiel nix ein: Ich habe noch keine Veranstaltung gemieden, weil ich mich dafür zu alt fühlte. Oder ich habs vergessen…
Ich habe aber in der Tat auf manche Veranstaltung der „Jungen“ einfach keine Lust. Vielleicht, weil ich halt älter bin und offenbar einen anderen Geschmack entwickelt habe.
Die Musik, die Du dort so genossen hast, hat mir allerdings noch nie gefallen 😉
Ich bin irgendwie froh, dass mich das mit den Jüngeren verbindet. Und irgendwie geht es ja um die Offenheit von beiden Seiten 😉
Ich habe zwei Teenager unter meinem Dach. Wenn ich so oft abends feiern gehen würde, dann wäre ich wahrscheinlich klinisch tot. Aber ab und zu finde ich es ok.
So war es ja auch gemeint. Ich kann das ohne Teenager auch nicht allzu oft machen. Und so bleibt es etwas Besonderes.