Vor zwei Wochen habe ich mir sturmfrei genommen. Ja, das geht! Sturmfrei war früher ja eher eine passive Angelegenheit. Waren die Eltern fort, konnte man ungestört in der Wohnung Unfug treiben. Mein Sturmfrei war dieses Mal aktiv und geschah aus Gründen. Und mit Unfug hatte es auch wenig zu tun. Im Gegenteil.

Es gibt Situationen, in denen Du gegen den Strom schwimmen oder besser gesagt, Dich dazu entscheiden solltest, etwas anders zu machen, als es die Anderen gerade tun. Ein sehr anschauliches Beispiel habe ich selbst erlebt, als vor kurzem der Orkan Friederike über Deutschland hinweg gezogen ist.

Lies heute davon, warum Du in gewissen Situationen einfach mal an Dich denken solltest und dass Du sehr zufrieden damit sein kannst, wenn Du es durchgezogen hast.

Sturmfrei – Denk zuerst an Dich

Vorweg dies: Ich werde immer ein Problem mit Egoisten haben, und es sind mir schon einige begegnet. Aber ich weiß, dass es einen feinen Unterschied zwischen diesen Menschen, die gnadenlos über andere Interessen hinweg etwas für sich entscheiden, und den Menschen gibt, die an sich denken und sich damit Gutes tun, ohne jemand anderen zu schaden.

Ganz schön Haase

Ein Wintertag. Da saß ich nun auf meiner Couch nach der Fahrt, die am frühen Morgen begonnen hatte. Ein leichter Wind wehte; die Sonne schien, und das war seit Wochen das erste Mal. Ich fühlte mich erleichtert und gleichzeitig irgendwie mies. Fast wie eine Verräterin. Aberwitzig! Dazu später mehr.

Der Sturm Friederike zeigte in anderen Teilen Deutschlands gerade seine ganze Macht. Ich versuchte, mit den neuesten Nachrichten Schritt zu halten und ließ es dann sein. Der Bahnverkehr in Deutschland war komplett eingestellt. Viele Menschen saßen fest, genau dort, wo sie zu diesem Zeitpunkt eben waren.

Ich war aus tiefem Herzen froh, dass ich zu Hause war. Das war der Plan gewesen, und dieses Mal war es so gekommen, wie ich es geplant hatte. Und dennoch: Ich genoss mein Zuhause und spürte, dass ich mir dieses Gefühl, zufrieden sein zu können, nicht so gestattete, wie ich es gekonnt hätte.

Aber: Hey, ich hatte alles richtiggemacht!

Und doch fühlte es sich noch anders an.

Ja, ich muss mich auch manchmal sortieren. Dieses Mal musste ich mir zur Verstärkung anerkennend auf die Schulter klopfen und laut aussprechen, dass es gut war, wie es war.

Genau das solltest Du auch tun. Ganz oft und vor allem immer dann, wenn Du mal an Dich gedacht hast, und es gut so war.

Sturmfrei – Fange bei Dir an, bevor Du mit etwas anderem anfängst

Tage zuvor schon war er angekündigt gewesen, dieser Orkan. Die Modelle der Wetterfrösche waren sich nicht einig, wo genau der Sturm wüten sollte, aber dass er heftig werden würde, und dass er auf jeden Fall an diesem Donnerstag eintreffen sollte, war klar.

Ganz schön Haase

Ich war wie so oft geschäftlich unterwegs. Der Donnerstag ist so ein klassischer Rückreisetag, und ich hatte keine Lust, auf der Reise durch Wind ausgebremst zu werden. Also beobachtete ich schon Tage vorher, wie sich das Ganze entwickeln sollte. Ich plante schon innerlich, notfalls schon am Mittwochabend nach Hause zu fahren.

Am Dienstag war dann klar, dass der Sturm ab dem Donnerstagmittag über Niedersachsen und damit dort, wo ich mich geschäftlich aufgehalten habe, wüten sollte. Für mich gab es dann nur noch eine Reaktion: Ich würde am frühen Morgen des Donnerstags abreisen. Richtig früh, damit ich zu keiner Zeit in den vorhergesagten Verlauf des Sturms geraten würde.

Der Plan war gefasst und alles für die Umsetzung bereit.

Ich ließ mich nun auch nicht mehr davon abbringen, die ursprüngliche Planung zu verändern.

Mach das unbedingt auch. Wenn Du siehst, dass Du handeln solltest, zögere nicht, es auch zu tun. Für Dich.

Sturmfrei – Lass Dich nicht vom Plan abbringen

Ich kann mich auf meine Intuition meist verlassen. Die sprach diesmal deutlich: Fahr heim!

Wenn Du also ein Gefühl hast, dass Du etwas tun solltest, mach es. Ziehe es durch.

Ganz schön Haase

Ich hatte also meine Zugfahrkarte umgetauscht (Es gab bereits am Mittwochabend das Angebot der Deutschen Bahn, die Tickets kostenfrei zurückgeben zu können. Dies habe ich umgehend gemacht, und ich hatte am nächsten Tag schon die Erstattung auf dem Konto – Lief bei mir!)

Am Morgen des Donnerstags genoss ich noch das leckere Frühstück des Hotels und ließ mich dann zum Bahnhof bringen. Die Kollegen, mit denen ich immer frühstücke, schauten mich leicht verwundert an, und ich hatte das Gefühl, dass sie mich auch ein wenig belächelten.

Ich war ja schon auf dem Weg, und ich wollte mir da auch nichts einreden lassen. Für mich war klar: Wenn der Sturm sich dann doch noch zum lauen Lüftchen entwickeln würde, hätte ich ja dennoch keinen Nachteil erfahren, sondern einfach mehr Zeit zu Hause verbracht.

Hätte ich aber vor der Umsetzung des neuen Plans noch ausführlicher mit irgendwem gesprochen, hätte mich womöglich noch jemand „überzeugt“, es anders zu machen. Ich bin wirklich nicht sicher, ob mich nicht noch irgendetwas oder irgendwer zum Umdenken gebracht hätte.

Es fühlte sich also merkwürdig an, am Morgen, wo noch alles ruhig war, in den Zug zu steigen und Richtung Heimat zu fahren. Ich war aus der Gruppe ausgebrochen, und das hatte einen gewissen Beigeschmack. Rückblickend betrachtet hatte ich fast das Gefühl, die Anderen im Stich zu lassen. (Das ist schon ein bisschen schräg, aber es war, wie es war)

Und ich machte natürlich weiter.

Das solltest Du auch tun. Wenn Du merkst, dass Du mit Deiner Entscheidung zunächst alleine auf weiter Flur stehst, dann steh zu Deiner Entscheidung. Du hast keinen Grund, es wie alle anderen zu machen. Es gibt viele Ereignisse, bei denen die, die mit der Masse liefen, keine gute Wahl getroffen hatten.

Höre auf Deine Stimme.

Sturmfrei – Verfolge den Plan!

Wenn Du mal angefangen hast mit dem Umsetzen Deines eigenen Plans, dann fühlt es sich nicht immer nur gut an. Dennoch: Mach weiter!

Ganz schön Haase

Die Rückfahrt verlief problemlos. Das kann auch mal anders sein, aber dieses Mal sollte alles klappen. Ich hatte es so richtig schön. Alle Züge waren pünktlich und vor allem noch ganz leer. Auf der Fahrt erfuhr ich, dass der Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen eingestellt wurde. Es würde also in der Tat heftiger werden mit diesem Sturm.

Ich kam gut nach Hause. Zu der Zeit wehte dort bereits ein ordentlicher Wind. Der sollte dann hier aufhören, während in anderen Gegenden das Chaos ausbrach.

Die Nachrichten verhießen nichts Gutes. Eine Kollegin machte sich dann doch schon am Mittag statt am Nachmittag auf den Rückweg, kam aber nur bis in die große Stadt und hing dann fest. Mir tat es leid, dass es so war, und kurzzeitig verdrängte dies meine Zufriedenheit, es anders gehalten zu haben. Aber eben nur vorübergehend.

Ich hatte alles richtiggemacht!

Also habe ich mich gut gefühlt und mir erlaubt, mich gut zu fühlen. Denn nur, weil ich richtig gehandelt hatte, war ich nun zu Hause und ohne Ärger dort angekommen. Es hätte ja auch niemandem etwas genutzt, wenn ich noch länger geblieben wäre. DAS ist im Übrigen ein Argument, das Dich wirklich überzeugen sollte.

Ich bin eine Freundin von solidarischer Unterstützung. Aber die sollte nicht sinnfrei sein. Es hätte nun wirklich nicht geholfen, wenn ich auch noch irgendwo herumgestanden und gewartet hätte.

Sturmfrei – Ist das, was Du daraus machst. Für Dich.

Schon Tage vorher wurde angekündigt, dass es zu einem heftigen Sturm kommen könnte. Es war auch nicht das erste Mal, dass ein solcher heftiger Wind über das Land fegte. Die möglichen Auswirkungen wurden überall bekanntgegeben und nicht von denen in der Vergangenheit abweichen.

Es ist richtig mies, auf der Fahrt nach irgendwo zu sein und dann unterwegs festzusitzen und nicht vorwärts zu kommen.

Und weißt Du was? Ich verstehe nicht, dass es noch so viele Menschen gegeben hat, die anders entschieden hatten. Irgendwo festzusitzen war für mich keine Option. Warum es für die Anderen eine war, weiß ich nicht. Aber sie haben so für sich entschieden.

Ich hatte für mich entschieden. (Das ist so ein kleines Bisschen wie mit dem Älterwerden – alles eine Frage der Entscheidung!)

Wenn Du also dieses Gefühl hast, etwas für Dich tun zu müssen, auch wenn das für Dich bedeutet, einen anderen Weg als die Anderen zu gehen, dann mache es! Hab kein schlechtes Gewissen, an Dich zu denken. Die Anderen können ja auch an sich denken. In den allermeisten Fällen tust Du niemandem weh, Dich so zu verhalten, wenn Du etwas für Dich tust.

Du lässt niemanden im Stich. Es sind alles erwachsene Menschen, die für sich entscheiden. Gleichzeitig tust Du Dir viel Gutes, alleine schon, weil es sich im Nachgang richtig gut anfühlt, es durchgezogen zu haben.

Denke nicht darüber nach, dass die Anderen neidisch auf Dich sein könnten, weil Du etwas tust, was sie sich nicht trauen (aus welchen Gründen auch immer). Dass sie sich nicht trauen oder einfach nur lethargisch sind (erinnert mich ein bisschen an das Kaninchen vor der Schlange) und auf das Beste hoffen, dafür kannst Du nichts.

Sei Dir bewusst, dass es gut ist, dass Du so gehandelt hast, und ja, darauf darfst Du auch stolz sein – was auch immer der Auslöser war.

Denn wenn Du nicht an Dich denkst – wer sollte es sonst tun?

Schreib mir gerne einen Kommentar und teile mir Deine Erfahrungen mit, die Du in ähnlichen Situationen schon gemacht hast. Ich freue mich auf Deine Meinung!

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